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Tatjana Oppitz über erfolgreiches Leadership in der neuen Arbeitswelt
Im Rahmen des MERIT Executive Education Summit 2019 sprach Tatjana Oppitz, ehemalige Generaldirektorin für IBM Österreich und ab Herbst 2019 neue WU-Vizerektorin für Infrastruktur und Digitalisierung, im Workshop „New World of Work“ an der WU Executive Academy über die Rolle von Sinn, Menschlichkeit und Kultur in Zeiten von KI, Big Data und omnipräsenter Disruption und gab Tipps für erfolgreiche Leadership in der neuen Arbeitswelt.
„Was glauben Sie, wann wurde der Begriff ,digital disruption‘ zum ersten Mal verwendet?“, fragt Tatjana Oppitz in die Runde. Schweigen. „1995“ lautet ihre Antwort. Einiges sei an der neuen Arbeitswelt gar nicht so neu. Der Begriff „agile“ wurde 2001 geboren, der erste smarte Kühlschrank schon vor 25 Jahren auf der Messe CEBIT vorgestellt. Und auch der Wandel, der allerorts propagierte „Change“, sei nichts noch nie Dagewesenes: „Als CEO habe ich täglich den Wandel für meine KundInnen gestaltet“, sagt sie. „Was neu ist, ist das Tempo!“
Für sie selbst als Frau an der Spitze eines IT-Konzerns war klar: „Ich wollte nie für IT stehen. Die Technologie ist nur ein Enabler. Mir ging es stets um die Verknüpfung von IT und Menschlichkeit.“
Anderen CEOs rät sie erstens: „Es reicht nicht, die Digitalisierung an die MitarbeiterInnen oder externe ExpertInnen zu delegieren. Niemand wird es für Sie übernehmen.“ Und zweitens: „Bevor wir Technologien verwenden, müssen wir uns die Kulturen ansehen. Und die Frage stellen: Was ist der Sinn (purpose) unseres Unternehmens?“
Vor 15 Jahren hatte der damalige globale CEO von IBM, Sam Palmisano, einen „Values Jam“ ausgerufen. Die Unternehmenswerte wurden gemeinsam mit den MitarbeiterInnen bewusst formuliert und kommuniziert: Engagement für den Erfolg jedes/jeder KundIn, Innovationen, die etwas bedeuten,- für unser Unternehmen und für die Welt, Vertrauen und persönliche Verantwortung in allen Beziehungen. „Innovation muss von innen kommen. Als CEO braucht man eine richtig gute Strategie und muss an die Belegschaft denken."
Tatjana Oppitz hat beim Unternehmen IBM, das seit seiner Gründung vor unglaublichen 108 Jahren schon viel Wandel erlebt hat, nicht nur geholfen, Innovation den KundInnen zu bringen – sondern auch sich selbst. Ab Oktober 2019 ist sie als neue Vizerektorin der WU Wien für Infrastruktur und Digitalisierung zuständig, derzeit ist sie bereits als Beraterin im Einsatz. „Ein herausfordernder Job, wir wollen die Universität in die digitale Ära begleiten.“ Sie selbst sieht das lebenslange Lernen als wesentlich für Unternehmen und deren MitarbeiterInnen – auch für die persönliche Weiterentwicklung. „Ich frage mich täglich: Tatjana, was hast du heute gelernt?“
Für Tatjana Oppitz stehen drei Faktoren im Zentrum der neuen Arbeitswelt, angelehnt an Zukunftsforscher Franz Kühmayer: Sinn, Partizipation und Bildung. Erst wenn MitarbeiterInnen den Sinn in ihrem Tun erkennen und aktiv an Unternehmensprozessen teilhaben können, entfalten sie ihr volles Potenzial. Die Möglichkeit, sich ständig weiterzubilden, sei dabei essentiell.
In Kleingruppen erarbeiten die TeilnehmerInnen ihre Vorstellungen von der neuen Arbeitswelt: Leadership, Struktur, Strategie und Kultur. Das Ergebnis:
Wir kommen von der "Hierarchie" zur vernetzten und selbstorganisierten "Wirearchy"
Wir arbeiten in der Cloud und mit Collaboration Tools
Die Geschwindigkeit entscheidet über den Erfolg
Das Empowerment der MitarbeiterInnen und ihre Einbeziehung in Strategieprozesse stehen im Zentrum.
„Collaboration wird wesentlich“, sagt Tatjana Oppitz.
Tatjana Oppitz
Wir haben bei IBM zahlreiche World Cafés mit jungen Leuten veranstaltet, um ihre Sichtweisen kennenzulernen. Laut den TeilnehmerInnen ist nicht nur die Unternehmenskultur entscheidend, sondern auch die individuellen Kulturen der MitarbeiterInnen. Eine zunehmende Transparenz innerhalb und außerhalb der Unternehmen erschwert dank Internet und Digitalisierung eine toxische Arbeitsatmosphäre.
In der Praxis ortet Tatjana Oppitz immer noch eine Lücke zwischen den CEOs und den MitarbeiterInnen an der Basis: „Ich kann als CEO von meinen MitarbeiterInnen nicht erwarten, agil zu arbeiten und selbst im Vorstand weiterhin starr agieren.“ Auch die TeilnehmerInnen des Workshops bestätigten ein noch teilweise stark vorhandenes Silodenken in ihren Unternehmen.
Zum Schluss hob die künftige WU-Vizerektorin hervor: „Die wesentliche Frage ist: Wie kommunizieren wir?“ Wichtig sei nicht nur, Botschaften richtig zu formulieren, sondern als Führungskraft zuzuhören. „Ich kann CEOs nur raten: Macht eine ,Zuhör-Tour‘“. Es wird in der Kultur deutlich mehr verändern, als man denkt.
Themen wie Disruption, Digitalisierung und Wandel der Arbeitswelt, werden in vielen Executive Education Programmen behandelt. Mehr Informationen dazu, finden Sie hier.